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Mode und Heimtextilien

Kinderarbeit ist bei der Herstellung von Bekleidung und Heimtextilien weit verbreitet: Kinder pflücken Baumwollen, zum Beispiel in Indien, Usbekistan und Ägypten. In Baumwollspinnereien im südindischen Tamil Nadu werden junge Mädchen wie Sklavinnen gehalten und müssen für Hungerlöhne zu jeder Tages- und Nachtzeit arbeiten. Die dort hergestellten Baumwollgarne werden zu Bekleidung und Heimtextilien (Bettwäsche, Gardinen, Tischwäsche) verarbeitet. Weitere Heimtextilien, die von Kindern hergestellt werden, sind handgeknüpfte Teppiche aus Nepal, Pakistan, Afghanistan, Indien, dem Iran, der Türkei und Marokko.

Fortschritte hat es seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts in Nähereien gegeben, hier ist der Einsatz von Kindern weltweit deutlich zurückgegangen. Nach hohem Druck durch öffentliche Kampagnen von Kinderrechtsorganisationen, haben Modemarken und Handelsunternehmen ihre Zulieferer verpflichtet, keine Kinder einzustellen und prüfen diese Verpflichtung bis heute. Auch die Umsetzung der Schulpflicht, etwa in Thailand und Indien, hat die Zahl der Kinderarbeiter in Fabriken deutlich reduziert.

                                                                          (Bitte anklicken, um Grafik zu vergrößern)

Weitere menschenrechtliche Risiken und Umweltprobleme:
Die Textilindustrie steht für massive Verletzungen der grundlegenden Menschen- und Arbeitsrechte: Hungerlöhne und fehlende oder unzureichende soziale Absicherung von Arbeiter*innen in der textilen Lieferkette; unsichere und überfüllte Gebäude ohne Brandschutz und Fluchtwege; herabwürdigende Behandlung und sexuelle Belästigung durch Vorabeiter und Kollegen; extrem viele und regelmäßige Überstunden; Kontakt mit giftigen Stoffen (Pestizide, Fungizide sowie Chemikalien zum Färben und Ausrüsten von Stoffen) und Stäuben (in Spinnereien und Nähereien); Arbeiten in großer Hitze und Lärm; Zwangsarbeit in Gefängnissen und Lagern.

Für viele Entwicklungs- und Schwellenländer ist die Textilindustrie ein wichtiger Wirtschaftszweig, denn sie ist arbeitsintensiv, das heißt, sie schafft viele Arbeitsplätze auch für ungelernte Kräfte. Weltweit arbeiten 60 Millionen Menschen in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Häufig sind Arbeitsplätze in Nähereien für ungelernte Frauen die einzige Möglichkeit, selbstständig Geld zu verdienen. Weil die Textil- und Bekleidungsindustrie für die Wirtschaft in Entwicklungs- und Schwellenländern so wichtig ist, ist ihre Lobby stark: Oft gibt es kaum oder nur sehr schwache staatliche Regulierung und Aufsicht für die Betriebe, aber Behinderung von Gewerkschaften und Einschüchterung von Arbeiter*innen.

Die Hälfte der weltweit hergestellten Textilien ist aus Baumwolle. Der Anbau verursacht hohe Umweltschäden, da Baumwolle sehr viel Wasser verbraucht, Böden auslaugt und anfällig für Schädlinge ist. Baumwolle wächst auf 2,5 Prozent der weltweiten Anbauflächen, verbraucht aber 25 Prozent der weltweit eingesetzten Pestizide. Konventionell angebaute Baumwolle wird bis zu 20-mal pro Saison besprüht. Fast die gesamte konventionell angebaute Baumwolle ist gentechnisch verändert. Problematisch ist auch der hohe Wasserbedarf: Ein Kilo Baumwolle braucht je nach Sorte und Anbauregion zwischen 7.000 und 29.000 Liter Wasser.
Das Färben und Ausrüsten von Stoffen ist für ein Fünftel der weltweiten Wasserverschmutzung verantwortlich. Die Textilindustrie emittiert etwa acht Prozent der Treibhausgase – das ist mehr als der Flugverkehr und die Schifffahrt zusammen. Nach Angaben des Wissenschaftsmagazins Quarks verursacht die Herstellung von zehn Jeans so viel CO2 wie ein Flug von Berlin nach München. Dabei tragen die Menschen in Deutschland 20 Prozent ihrer Kleidung nie. Im Durchschnitt kaufen Verbraucher*innen in Deutschland pro Jahr 60 Kleidungsstücke.
Deutschland hat im Jahr 2020 Textilien und Bekleidung im Wert von 50,11 Milliarden Euro eingeführt, die Liste der Importländer führen China, Bangladesh und die Türkei an. Die meisten Umsätze machten in Deutschland die Otto Group, H&M und C&A.

Alternativen für Verbraucher*innen:
Wenn Sie Kinderarbeit vermeiden wollen, kaufen Sie Textilien und Heimtextilien, die mit einem seriösen Siegel zertifiziert sind. Ein hoher Preis oder eine Marke sagen nichts über die Herstellungsbedingungen aus: Auch die Baumwolle in einem teuren Marken T-Shirt kann von Kindern gepflückt worden sein. Nachhaltiger Konsum bedeutet, weniger zu kaufen: Achten Sie beim Einkauf auf Langlebigkeit und Qualität. Kaufen Sie Second Hand, schließen Sie sich Tauschringen an oder upcyceln Sie gebrauchte Stücke.

Diese Siegel schließen Kinderarbeit aus:

Fairer Handel:
Seit 2005 zertifiziert Fairtrade Kleidung und Heimtextilien aus Baumwolle und Mischgeweben und prüft die gesamte Lieferkette vom Baumwollfeld bis zur Näherei. Dabei geht es vor allem um faire Preise und die Einhaltung von Arbeitsrechten, aber auch um grundlegende Umweltstandards. Die Website bietet Produkt- und Händlerfinder und ausführliche Informationen zu einzelnen Produktgruppen.

Fair Wear Foundation:
Die Fair Wear Foundation hat einen hohen Standard für Textilien entwickelt und unterstützt ihre Mitglieder bei der schrittweisen Umsetzung in den Zulieferbetrieben. Fair Wear reicht nicht bis zum Baumwollfeld, sondern konzentriert sich auf Existenz-sichernde Löhne, gute Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung in Fabriken, die Textilien herstellen. 128 Firmen sind Mitglied. Informationen zum Standard und Firmenfinde finden sich auf der Homepage.

Global Organic Textile Standard (GOTS)
Das GOTS-Siegel kennzeichnet Produkte, die mindestens 70 Prozent biologisch erzeugte Naturfasern nach EU-Öko-Verordnung enthalten. Alle Verarbeitungsbetriebe müssen zudem in der gesamten Lieferkette soziale Mindestkriterien wie das Verbot von Kinderarbeit erfüllen und konkrete Schritte zur Zahlung von Existenz sichernden Löhnen gehen. GOTS erreicht nach eigenen Angaben drei Millionen Arbeiter*innen in 10.388 Betrieben in 72 Ländern.

Grüner Knopf
Der Grüne Knopf ist ein staatliches Siegel für Textilien und wurde 2019 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ins Leben gerufen. Es prüft sowohl die Herstellungsbedingungen des einzelnen Produkts, als auch das Handelsunternehmen im Hinblick auf Umwelt – und Sozialstandards, wie das Verbot von Kinderarbeit. Produkte mit dem Grünen Knopf gibt es zur Zeit von 61 Unternehmen. Der Grüne Knopf ist ein sogenanntes Metasiegel, das heißt, er erkennt Sozial- und Umweltsiegel an. Auch in der öffentlichen Beschaffung spielt der Grüne Knopf eine Rolle: So haben sich etwa der Freistaat Bayern und die kirchlichen Verbände Diakonie und Caritas verpflichtet, nur noch Textilien zu beschaffen, die mit dem Grünen Knopf zertifiziert sind (etwa für Alten- und Pflegeheime). Zehn Bundesligavereine bieten Fanbekleidung mit dem Grünen Knopf.

Cotton Made in Africa
Die Baumwollinitiative fördert den nachhaltigeren Anbau und setzt sich damit für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der Kleinbauern und Arbeiter*innen in Entkörnungsbetrieben ein. Damit wendet sich CMiA an Kleinbauer*innen, die ansonsten kaum von Siegelinitiativen erreicht werden. CMiA schult Bäuer*innen, fördert Frauenkooperativen und unterstützt Gemeinden beim Bau grundlegender Infrastruktur wie Schulen oder sichere Trinkwasserversorgung. CMiA erreicht nach eigenen Angaben 900.000 Kleinbäuer*innen in verschiedenen afrikanischen Staaten. 

Goodweave
Goodweave zertifiziert handgeknüpfte Teppiche aus Indien, Nepal und Afghanistan. Die Betriebe verpflichten sich, keine Kinder unter 14 Jahren zu beschäftigen und wenigstens gesetzliche Mindestlöhne zu zahlen. Goodweave finanziert in den Gemeinden der Teppichknüpfer Grundschulen und Gesundheitsstationen. Goodweave erreicht nach eigenen Angaben 93.339 Arbeiter*innen in 350 Unternehmen und hat 7.906 Kinder aus ausbeuterischer Arbeit befreit. 

STEP
Das STEP-Siegel wird an Handel und Hersteller vergeben, die alle ihre handgeknüpften Teppiche nach dem Fair-Handels-Standard von STEP herstellen. STEP arbeitet in Indien, Nepal, Afghanistan, Pakistan, dem Iran, der Türkei und Marokko. Die Gemeinden der Teppichknüpfer können mit dem Fair-Handels- Zuschlag notwendige Infrastruktur finanzieren, wie etwa Schule oder Gesundheitszentren.

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